Die geplante EU-Altfahrzeug-Verordnung wirft ihre Schatten voraus. Das war auf der Autoverwerter-Tagung im hessischen Hohenroda Anfang Oktober deutlich zu spüren. KUMAsoft war in diesem Jahr als Teil des Grünen Kreislaufs vor Ort.
Viel Zuspruch für den Grünen Kreislauf
Die gute Nachricht lautet: Der Grüne Kreislauf bestehend aus ClaimParts, dem Onlineportal für nachhaltiges Schadenmanagement mit gebrauchten Ersatzteilen, und green.casion, der Auktionsplattform für Autoverwerter, wird immer beliebter.
“Wir haben von allen Teilnehmern großen Zuspruch für den Grünen Kreislauf erhalten, insbesondere von den Autoverwertern“, freut sich Matthias Hummel, CCO von KUMAsoft und Key-Account-Manager bei ClaimParts, der zwei Tage vor Ort im hessischen Hohenroda war.
ELV-Sektor steht vor großen Herausforderungen
Was in Gesprächen und Vorträgen deutlich wurde: Der Sektor für End-of-life-vehicles, kurz ELV, steht vor großen Herausforderungen. Kein Thema beschäftigt die Branche zurzeit mehr wie die Novellierung der Altfahrzeug-Richtlinie hin zu einer Verordnung, die möglicherweise schon 2025 kommen könnte.
Damit verbunden lauten die zentralen Fragen:
- Was ändert sich für Autoverwerter mit der bevorstehenden Verordnung?
- Wie lässt sich der Demontage- und Recyclingprozess durch digitale Technologien weiter optimieren?
- Wie kann die Dekarbonisierung, also die Reduzierung von CO₂, im ELV-Prozess gelingen?
„Damit die Fahrzeugverwertung nachhaltiger wird, müssen Autohersteller und Autoverwerter enger als bisher zusammenarbeiten“, sagt Matthias Hummel. „Das ist nur durch eine umfassende digitale Vernetzung erfolgreich zu meistern.“
Digitalisierung der Wertschöpfungskette
Ein Thema, das auch Dr. Evin Zozan vom Verband der Automobilindustrie (VDA) in ihrem Vortrag aufgriff. Dabei betonte sie, dass Automobilhersteller bereits vermehrt Verantwortung übernehmen, um eine nachhaltigere Entsorgung von Altfahrzeugen sicherzustellen.
Über Netzwerke wie Catena-X, an dem auch KUMAsoft beteiligt ist, sollen digitale Zwillinge und Produktpässe entwickelt werden, um die Wertschöpfungskette zu digitalisieren und den Autoverwertern die notwendigen Informationen für eine noch umweltgerechtere Demontage zur Verfügung zu stellen.
Dr. Zozan sprach sich auch für den digitalen Verwertungsnachweis aus, der mehr Transparenz und Effizienz in die Kreislaufwirtschaft bringen soll und in der geplanten Altfahrzeug-Verordnung zur Pflicht für alle EU-Mitgliedstaaten wird.
Kritisch sieht der VDA die im Entwurf der Altfahrzeug-Verordnung vorgesehene Einführung von starren Verwendungsquoten, etwa für Kunststoff-Rezyklate und den Umfang der Pflichtdemontagen.
Handlungsbedarf bei Kunststoff-Rezyklaten
Regina Kohlmeyer vom Umweltbundesamt hob in ihrem Vortrag die Dekarbonisierung des ELV-Prozesses hervor und betonte den dringenden Handlungsbedarf bei der Wiederverwendung von Kunststoff-Rezyklaten.
Trotz ambitionierter Ziele liege die tatsächliche Wiederverwertungsquote noch weit hinter den Vorgaben, die die neue Altauto-Verordnung voraussichtlich vorschreiben wird, so Kohlmeyer.
Sie verwies zudem auf eine Studie von BMW, die zeigt, dass der Demontageaufwand durch neue gesetzliche Vorgaben stark steigen könnte. Im konkreten Fall waren dies 33 statt vorher sechs Stunden.
Fazit: Digitale Lösungen sind unerlässlich
Der Entwurf der neuen EU-Altfahrzeug-Verordnung stellt neue Anforderungen an den gesamten ELV-Sektor. Nur durch die umfassende digitale Vernetzung aller Akteure – von Fahrzeugherstellern über die Autoverwerter bis hin zu Reman-Unternehmen, Versicherungen, Kfz-Werkstätten, Zulassungsstellen und anderen Behörden – lassen sich die steigenden Anforderungen an die nachhaltige Entsorgung von Altfahrzeugen meistern.
„Fahrzeughersteller müssen künftig detailliertere Informationen zu den verwendeten Teilen und Materialien bereitstellen, damit Autoverwerter im Pre-Shredder-Verfahren Bauteile effizient für die Wiederverwendung identifizieren und Materialien werterhaltend trennen können“, sagt Matthias Hummel.
Zudem müsse der gesamte Demontage- und Kommunikationsprozess weiter digitalisiert werden, um die Nachweisführung für die Reduzierung von CO₂ sicherzustellen.
Leuchtturm-Projekte sind notwendig
„Dieser Transformationsprozess steht jedoch noch am Anfang, und es gibt bislang keine Blaupause für die Umsetzung“, sagt Matthias Hummel. „Um praktikable Lösungen zu entwickeln, sind Leuchtturm-Projekte notwendig, da noch viele Grundfragen offen sind. Auf der Basis kann dann eine Skalierung für die gesamte Branche erfolgen.“
Initiativen wie Catena-X und IN4climate.RR (Fahrzeugdemontagefabrik im Rheinischen Revier), an denen KUMAsoft beteiligt ist, spielen eine Schlüsselrolle dabei, um sektor- und unternehmensübergreifend nachhaltige Lösungen für die Zukunft der Fahrzeugverwertung zu erarbeiten.